Kartoffelforum live!
Der EUROPLANT Online-Kartoffeltag 2021 war ein voller Erfolg
Lüneburg, Dezember 2021 | Schwieriges Kartoffeljahr 2021 / Bodenverdichtungen Ursache für Ertragsrückgang / Zwischenfrüchte reduzieren Nematodenbefall
Zufriedene Gesichter bei den Organisatoren des „Kartoffelforum live!“. Das am 7. Dezember 2021 live auf YouTube übertragene neue Talkshow-Format des traditionellen Kartoffeltags ist von den Partnern, Kunden und Zuschauern sehr gut angenommen worden.
Aufgrund der aktuellen Corona-Lage hatte man sich bei EUROPLANT frühzeitig entschlossen, den traditionell in der Jabelmannhalle in Uelzen stattfindenden Kartoffeltag in diesem Jahr in anderer Form abzuhalten. Nahe Lüneburg fand man auf Gut Bardenhagen die idealen Voraussetzungen: den stilvollen Arkadensaal mit seinem außergewöhnlichen Ambiente, der unter den gegebenen Umständen auch genügend Platz für alle Akteure vor und hinter den Kameras geboten hat.
Nach einer Begrüßung der Referenten und Diskussionsteilnehmer durch den Moderator Ulf Hofferbert, Beratungsleiter der EUROPLANT Pflanzenzucht GmbH, begann die Fachvortragsreihe.
Schwieriges Kartoffeljahr 2021
Jörg Eggers, Geschäftsführer der EUROPLANT, blickte in seiner Markteinschätzung zunächst auf ein schwieriges Kartoffeljahr zurück. Durch das späte Frühjahr zogen sich die Auspflanzungen bis Mitte Juni hin. Die Bestände entwickelten sich erst spät und wiesen zum Teil einen sehr geringen Knollenansatz auf. War Anfang noch eine sehr gute äußere Qualität erkennbar, zeigten sich durch Witterung und späte Erntetermine deutlich mehr Mängel in Form von grünen Knollen oder einer hohen Riczoctoniabelastung. Ein großer Unterschied zwischen Brutto- und Nettomenge ist bei Speise-, aber auch bei Pflanzkartoffeln zu erwarten. „Wir werden unterdurchschnittliche Nettoerträge in Deutschland haben. Und ein ähnliches Bild sehen wir auch in den typischen Empfängerländern deutscher Speisekartoffeln in Mittelosteuropa und Südeuropa,“ so Eggers. „Die Qualität nach der Lagerung wird dabei entscheidend für die weitere Preisentwicklung sein“, führt Eggers weiter aus.
Die Flächen für den Kartoffelanbau in Europa gehen tendenziell zurück. Insbesondere die Überschussländer wie Niederlande, Belgien, Frankreich und Deutschland verzeichnen eine Reduzierung von insgesamt über 25.000 ha. „Sollte die Nachfrage nach Pommes Frites wieder normal laufen und die geplanten Ausdehnungen im Verarbeitungsbereich kommen, dann könnten Kartoffeln in den kommenden Jahren knapp werden, sofern nicht der Anbau im Vergleich mit anderen Kulturen interessanter wird,“ erwartet Eggers.
Besondere Herausforderungen für den Kartoffelmarkt sieht Eggers in der starken Einschränkung der Pflanzenbehandlungsmitteln, die zunehmenden Starkwetterereignisse, die steigenden Probleme mit Durchwuchs und die daraus resultierenden längeren Fruchtfolgen sowie die steigenden Erwartungen der Verbraucher in Bezug auf Qualität.
In seiner Prognose zum Kartoffelanbau 2022 geht Eggers davon aus, dass die Anbaufläche für Speisekartoffeln in der Mittemeerregion stabil bleibt. Südosteuropa wird den Anbau weiter einschränken und in Mittel- und Osteuropa erwartet er eine leichte Ausdehnung der Flächen. Nordwesteuropa wird seine Flächen für Verarbeitungsorten über das bisherige Niveau erweitern, während die Anbauflächen für Speisekartoffeln stabil bleiben, sofern neue Corona-Maßnahmen nicht wieder zu Schließungen der Gastronomie führen. „Es bleibt die Frage der Vertragspreise. Die Situation, die wir derzeit bei den Betriebsmitteln erleben, führt zu deutlich höheren Kosten bei der Kartoffelproduktion und diese Kosten müssen über den Markt gedeckt werden,“ so Eggers.
Bodenverdichtungen Ursache für Ertragsrückgang
Ist die Landmaschinentechnik die Lösung für alles? Was sagt der Boden? Was hätten die Kartoffeln gerne? Auf die optimalen Startbedingungen im Feld in Bezug auf Bodenfeuchte, Bereifung, Bodendruck etc. ging Dr. Rolf Peters von PotatoConsult im zweiten Fachvortrag ein. In seinen Ausführungen kommt Peters zu dem Ergebnis, dass Verdichtungen die Grundfunktion den Boden beeinträchtigen und eine wesentliche Ursache für Ertragsrückgänge sein können. „Leichte Verdichtungen führen schon zu einer starken Abnahme des Wurzelwachstums von Kartoffeln,“ so Peters. „Die früher postulierte Trennung von Fahr- und Wuchsraum bei Kartoffeln sollte wieder stärkere Beachtung finden.“
Zwischenfrüchte reduzieren Nematodenbefall
Im dritten Vortrag „Auflaufschäden und Qualitätsprobleme meiden“ stellte Frau Dr. Marianne Benker von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen ihre Forschungsergebnisse in Bezug auf Zwischenfrüchte und freilebende Nematoden vor. Ihr Fazit: alle untersuchten ackerbaulichen Kulturen wirkten sich fördernd auf Trichodoriden und den Tobaco Rattle Virus (TRV) aus. Zwischenfrüchte können reduzierend wirken, aber Trichodoriden und TRV nicht gänzlich verhindern. „Grundsätzlich ist die Feldhygiene sehr wichtig. Ausfallgetreide, Ausfallkartoffeln und Unkräuter können den positiven Effekt der Zwischenfrüchte zunichtemachen,“ so Benker. „Außerdem ist es wichtig, Zwischenfrüchte so sorgfältig anzubauen wie eine Hauptkultur. Neben der Zwischenfruchtart beeinflusst auch die Sorte maßgeblich den Erfolg.“
Alle drei Vorträge können auf dem YouTube-Kanal der EUROPLANT nachträglich angeschaut werden.