EUROPLANT Kartoffeltag Uelzen 2023
Uelzen, Dezember 2023 | Auch in diesem Jahr fand der traditionelle EUROPLANT Kartoffeltag Anfang Dezember statt. Bei winterlichem Wetter fanden ca. 450 Besucher den Weg in die Jabelmannhalle in Uelzen. Im Fokus stand der Austausch mit Berufskollegen an den zahlreichen Ständen der Kartoffelmesse zu Sorten, Pflanzenschutz, Technik und neusten Düngetrends. Abgerundet wurde das Programm durch Fachvorträge zu aktuellen Themen des Kartoffelanbaus.
Der aktuelle Kartoffelmarkt außer Rand und Band?
Nach einer launischen Begrüßung durch Hans-Heinrich Kruse, der stellvertretend für den kurzfristig erkrankten Vorsitzenden der Landberatung Lüneburg - Daniel Peters - eingesprungen war, blickte Jörg Eggers auf das Kartoffeljahr 2023 zurück. „Es war kein einfaches Kartoffeljahr“, fasste der Geschäftsführer der EUROPLANT Pflanzenzucht GmbH seine Ausführungen zusammen. Durch das späte Frühjahr zog sich die Auspflanzung unter nicht optimalen Bedingungen bis in den Juni. In der Slowakei kamen sogar erst am 20. Juni die letzten Knollen in die Erde. Danach erschwerten sowohl extrem heiße als auch sehr nasse Phasen den Kartoffelanbau und die Ernte, erklärte der Experte.
Der Kartoffelanbau sei rückläufig, jedoch nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Anbauländern wie Frankreich, Polen oder der Niederlande. Etwa 40.000 Hektar weniger Kartoffeln wurden in der EU angebaut. In dieser Kombination entwickelten sich in den letzten Monaten sehr hohe, stabile Preise. Dass aber der Kartoffelmarkt „außer Rand und Band sei“, vermag Eggers nicht bestätigen.
Trotzdem gibt er zu bedenken, dass die Qualität und Lagerfähigkeit in den Lägern im Auge behalten werden müssen.
„Einen hohen Läusebestand und eine hohe Aberkennungsrate gab es dieses Jahr bei den Pflanzkartoffeln“, führt Eggers weiter aus. „Das schränkt die Verfügbarkeit der ohnehin nicht reichlichen Pflanzkartoffeln weiter ein. Über 800 Hektar Kartoffeln fallen durch die Aberkennung verschiedener Sorten weg, was einige Veränderungen im Sortiment zur Folge haben wird. Zur Risikostreuung hat EUROPLANT in den Gesundlagen Europas die Flächen aufgestockt. So stehen zum Beispiel in Finnland und der Ostseeküste Polens mittlerweile größere Vermehrungseinheiten zur Versorgung der Vermehrungsbetriebe mit hochwertigem Basismaterial zur Verfügung.“
Für die Kartoffel: Bausteine der Fruchtfolge nutzen!
Im zweiten Vortrag gab Gerald Burgdorf, Leiter Fachbereich Pflanzenbau der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Informationen über den Fruchtfolgeanbau. Unter der Frage „Wie kann die aussehen?“ stellte er ein mögliches Anbauschema für fünf Jahre dar. Er betonte jedoch, dass jeder Landwirt und jede Landwirtin dieses Schema auf den eigenen Betrieb zuschneiden können. In seinen Ausführungen beleuchtete Burgdorf Fruchtfolgeglieder und zeigte Ertragsprobleme bei engen Kartoffelfruchtfolgen auf. Unter besonderer Betrachtung der Kartoffelzystennematoden wurde deutlich, dass weitere Fruchtfolgen eine Verschiebung des Problems, wohl aber keine Heilung hervorbringt. Wie in vielen Bereichen muss über den Züchtungsfortschritt eine Unterstützung kommen.
Eine Chance für die Kartoffel in Norddeutschland?
Im letzten Vortrag analysierte Christoph Hambloch, Marktanalyst Kartoffeln der AMI GmbH, die Chancen für die Kartoffel in Norddeutschland. Dabei stellte er heraus, dass bei sinkendem Frischkartoffelverzehr die Versorgungssicherheit vor Regionalität steht. Somit wird es im „Kartoffelland Nummer 1 – Niedersachsen“ auch in Zukunft eine Nachfrage geben. Durch die globale Nachfrage nach Kartoffeln und Kartoffelprodukten wächst auch die Nachfrage nach Kartoffeln aus Norddeutschland. „Denn Ihr produziert auf Gunststandorten mit milderem Klima, einer sehr guten technischen Ausstattung und viel Know-how“, so Hambloch. Als Herausforderung sieht er die hohe Kostenstruktur und den Arbeitskräftebedarf der Kartoffelproduktion. „Die Kartoffel ist etwas für Spezialisten, die sich mit den Besonderheiten auskennen“, gab der Marktanalyst mit auf den Weg.
2023.12 Veranstaltungsbericht EUROPLANT Kartoffeltag Uelzen (PDF)