Reges Interesse an robusten Kartoffelsorten
Positives Resümee zum 28. Feldtag in Wietzendorf
Lüneburg, August 2024 | Bei bestem Wetter folgten Anfang August über 300 Besucher der Einladung der EUROPLANT Pflanzenzucht GmbH zum Feldtag nach Wietzendorf, um sich über die neusten Entwicklungen auf dem Kartoffelmarkt zu informieren und sich mit Experten und Kollegen auszutauschen.
Jörg Eggers, EUROPLANT Geschäftsführer, sprach in seiner Eröffnungsrede über ein bisher herausforderndes Kartoffeljahr, angefangen mit einer durch Virusbelastung sehr geringen Pflanzgutverfügbarkeit, über eine witterungsbedingte teilweise sehr späte Auspflanzung und ungleich aufgegangene Bestände, sowie einem massiven Befall mit Kraut- und Knollenfäule. „Der Krautfäuledruck war aufgrund der feucht-warmen Witterung im Frühjahr in allen Anbauregionen sehr hoch. Das wird einen erheblichen Einfluss auf Ertrag und Qualität haben“, so Eggers.
Aufgrund gestiegener Preise und der aktuellen Urlaubszeit sei die Nachfrage nach Kartoffeln derzeit verhalten. Mittelfristig zeigt sich, dass sich der Kartoffelverzehr weiter von Speisekartoffeln hin zu verarbeiteten Produkten verschiebt.
Insgesamt hat es eine Ausweitung des Kartoffelanbaus in Deutschland in diesem Jahr aber um rund 9 % gegeben. Das entspricht etwa 25.000 Hektar mehr Anbaufläche, davon allein circa 20.000 Hektar in Niedersachsen, führt Eggers weiter aus.
Junge, robuste Sorten im Fokus der Sortenschau
Bei der anschließenden Sortenschau wurden 50 Sorten aus dem Speise-, Verarbeitungs- und Stärkesegment auf dem bestens vorbereiteten Versuchsfeld präsentiert. Im Fokus standen in diesem Jahr dabei die vielversprechenden, jungen und widerstandsfähigen EUROPLANT Sorten.
Aus dem aktuellen Speise-Portfolio wurden 19 Sorten vorgestellt. Der Durchschnittsertrag lag mit 435 dt/ha unter dem sehr guten Vorjahresniveau. Besonders die jungen, robusten Sorten wie ELISE, FILIPA und MELISSA überzeugten mit einer hohen Knollenzahl und einem guten Ertrag. Auch SIMONETTA, die Low Input Sorte mit breiter Resistenz gegen Nematoden und Kartoffelkrebs, lieferte wieder zuverlässig überdurchschnittliche Resultate.
Die Proberodungen der 18 Verarbeitungssorten ergab ein ähnliches Bild: der Durchschnittsertrag ist im Vergleich zum Vorjahr geringer, der Stärkegehalt höher ausgefallen. Hervorzuheben sind hier die jungen Pommes Frites Sorten wie NEVADINA, CALISTO und DONATA mit guten Qualitäten und Ergebnissen.
Im Segment der Stärkekartoffeln wurden 13 Sorten vorgestellt. Auch hier zeigen die Ergebnisse einen unterdurchschnittlichen Stärkeertrag, der mit 71,5 dt/ha mehr als
10 % unter dem 10-jährigen Mittelwert lag. Positiv aufgefallen sind mit hohen Stärkewerten EURORESA (23,9 %), EUROFLORA (21,8 %) und die neue Stärkesorte EUROPURA (21,6 %).
Ulf Hofferbert, Beratungsleiter bei EUROPLANT, äußerte sich ebenfalls zu den Herausforderungen der diesjährigen Saison: „Wir merken auch auf diesem Feld an den bisherigen Ergebnissen die Auswirkungen des Jahres. Nach einer verspäteten Auspflanzung Anfang Mai führten Starkniederschläge zu einer Vernässung des Standortes. Einer früh einsetzenden Krautfäule konnte durch zeitige Spritzung Einhalt geboten werden, wuchs aber unterschwellig immer mit! Jetzt muss der Fokus auf Alternaria liegen, die gerne bei warmen Temperaturen mit häufigem Wechsel von Trockenheit und Feuchtigkeit auftritt.“
Der Standort in Wietzendorf zeichnet sich durch sandigen, humosen, gut versorgten Boden aus, der als ideal für den Kartoffelanbau gilt. Der Feldtag, der bereits zum 28. Mal auf dem Schlag stattfand und sich zum größten Sommer-Kartoffelfeldtag in der Lüneburger Heide entwickelt hat, bot eine hervorragende Plattform für rege Diskussionen und den fachlichen Austausch unter den Teilnehmern.
Bis Ende September erfolgen weitere Ertragsermittlungen und Stärkemessungen. Die Ergebnisse stehen am Versuchsfeld zur Verfügung und werden ebenfalls auf der Homepage www.europlant.biz veröffentlicht.